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Holocaust-Gedenktag: Schwule Opfer mit Rosa Winkel

Holocaust-Gedenktag: Schwule Opfer mit Rosa Winkel

Heute nehmen wir den Internationalen Holocaust-Gedenktag zum Anlass, um über die wichtige Geschichte des Holocausts zu sprechen. Der internationale Gedenktag, der jedes Jahr am 27. Januar stattfindet, wurde nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee, dem größten Konzentrations- und Todeslager der Nazis, eingeführt. Historiker beziffern die Zahl der Todesopfer von Juden und anderen Gruppen, darunter ethnische Polen, sowjetische Zivilisten und Kriegsgefangene, Roma, Behinderte, politische und religiöse Dissidenten, auf über 11 Millionen. Doch auch schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel gehören dazu. Oft vergessen wird aber auch die Tatsache, dass zu den Opfern in Nazi-Deutschland auch schwule Männer gehören, die mit dem Rosa Winkel gekennzeichnet wurden. Man geht heute davon aus, dass zwischen 5.000 und 15.000 schwule Männer in Konzentrationslager gebracht wurden von denen 3.000 bis 10.000 im Rahmen des Holocausts den Tod fanden. Sarah hatte die Gelegenheit, für den Internationalen Holocaust-Gedenktag 2021 mit Dr. Alexander Zinn, Historiker und Soziologe aus Deutschland, über die Gruppe der LGBTQ+ und schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel zu sprechen. Der Artikel und das Interview sind Teil unserer Serie über die queere Geschichte unserer Community auf Couple of Men.

von Sarah Tekath und Karl Krause 

Schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel Holocaust Gedenktag: Foto von Stolpersteinen in Erinnerung an LGBTQ+ Opfer des Holocaust
Holocaust Gedenktag: Foto von Stolpersteinen in Erinnerung an LGBTQ+ Opfer des Holocaust

Die Schrecken des Holocaust

Das Bildungslexikon der Bundeszentrale für politische Bildung schreibt zu dem Begriff: „Bezeichnung für die planmäßig betriebene, auf völlige Vernichtung gerichtete Massenvernichtung von Menschen jüdischen Glaubens in den Konzentrationslagern während der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs.“ Bezeichnet wird damit die Zeit von 1941 bis 1945, also die Nazi-Zeit in Deutschland, wobei sich die besagten Konzentrationslager aber nicht nur auf deutschem Boden, sondern auch in von der deutschen Armee besetzten Gebieten im heutigen Polen oder Tschechien befanden. Die Massenvernichtung basierte auf der Vorstellung verschiedener menschlicher ‚Rassen‘, von denen manche weniger wert waren als andere, wobei sich die Vertreter der Nazi-Ideologie als ‚Herrenrasse‘ ansahen. 

Die Opfer des Holocaust

Dem systematischen Massenmord fielen 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens zum Opfer. Diese wurden aus Polen, Ungarn und zahlreichen weiteren europäischen Ländern in Konzentrationslager deportiert, zur Arbeit gezwungen und schließlich in Gaskammern ermordet. In den Konzentrationslagern wurden aber auch politische Gegner, ‚Asoziale‘, Sinti und Roma, Kriegsgefangene oder schwule Männer inhaftiert und ermordet. Zusammengenommen steigt die Zahl der Opfer in diesem Fall auf 11 Millionen Menschen an. Nicht mitgezählt sind hierbei die gefallenen Soldaten und Opfer im Zweiten Weltkrieg auf deutschem Gebiet und in von Deutschland besetzten Gebieten. Die Bundeszentrale für politische Bildung schreibt dazu: „Der Krieg hatte unermessliches Leid, Tod und Zerstörung über weite Teile Europas gebracht. 55 Millionen Tote waren zu beklagen, davon 5,5 Millionen Deutsche und 50 Millionen Angehörige zahlreicher anderer Völker.“

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Geschichten von LGBTQ+ & queeren Paaren 

Indem wir ihre Geschichten teilen, lernen wir den Alltag von queeren Paaren kennen, die gemeinsam ein Unternehmen führen, die sich gemeinsam für Freiheit und Gleichberechtigung einsetzen, die sich gemeinsam den Problemen des Alltags stellen oder die einfach nur sind wie jedes andere Paar auch: zwei verliebte Menschen.

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Opfer der LGBTQ+ Community

Historiker gehen heute davon aus (Zahlen sind bis heute umstritten), dass bis zu 15.000 schwule Männer, darunter auch schwule Juden, schwule Roma und andere Minderheiten in den Konzentrationslagern der Nazis gebracht wurden und bis zu 10.000 von ihnen ums Leben kamen. Dabei war die Verfolgung, Kriminalisierung und Ermordung von Homosexuellen Teil der abscheulichen Strategie, unerwünschte Personen im Dritten Reich “auszumerzen”. Auch Lesben wurden verfolgt und angegriffen, doch weniger häufig und nicht so systematisch, wie das bei schwulen Männern der Fall war. Teil dieser systematischen Verfolgungen war die öffentliche Kennzeichnung der Unbeliebten mit Symbolen. Ein gelber Davidsstern musste von Juden getragen werden, während für Schwule ein pinkfarbenes Dreieck zum Symbol der Verfolgung wurde. Einige Lesben beanspruchen das schwarze Dreieck als ihr Symbol, das ursprünglich für die Kennzeichnung von sogenannten “Asozialen” vorgesehen war.

Holocaust Monument in BerlinHolocaust Monument in Berlin Schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel
Holocaust Mahnmal in Berlin zum Gedenken auch an schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel

Rosa Winkel – Symbol für die Verfolgung schwuler Männer

Der Rosa Winkel diente während der Zeit des Nationalsozialismus der Kennzeichnung von Häftlingen in den Konzentrationslagern in Nazi Deutschland und den besetzen Nachbarländern, wenn diese aufgrund ihrer Homosexualität verfolgt und dorthin verschleppt worden waren. Die handgroßen Stoffaufnäher mussten an der KZ-Häftlingskleidung auf der linken Brust getragen werden. Seit den 1970er-Jahren veränderte sich die Wahrnehmung des Rosa Winkels als Symbol der Schade zu einem internationalen Symbol der Schwulen und LGBTQ+ Bewegung, vorläufig.

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Denn die 1978 in den USA entworfene Regenbogenfahne setzte sich auch in Europa ab den 1990er-Jahren durch und löste somit den Rosa Winkel als bevorzugtes Symbol der LGBTQ+ Community ab. Der Rosa Winkel ist darüber hinaus oftmals Teil von Monumenten, die in Erinnerung an LGBTQ+ Opfer des Dritten Reiches auf der ganzen Welt errichtet wurden. Die Form des Amsterdamer Homomonuments, das im Jahr 1987 eingeweiht wurde, nahm seine Form ebenso auf, wie das Kölner Mahnmal für die schwulen und lesbischen NS-Opfer.

Was passierte mit den Tätern?

Nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands im Mai 1945 sollten die Hauptkriegsverbrecher im Rahmen der von den Alliierten durchgeführten Nürnberger Prozesse zur Rechenschaft gezogen werden. Der erste Prozess fand vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 statt. Museen der Stadt Nürnberg schreibt dazu: „Nach neun Monaten wurden am 30. September und am 1. Oktober 1946 die Urteile im Hauptkriegsverbrecherprozess verlesen: Zwölf Angeklagte wurden zum Tode verurteilt, drei zu lebenslanger Haft und vier zu langjährigen Haftstrafen. Drei Angeklagte sprach das Gericht frei.“ Gleichzeitig wurde ein Programm zur Entnazifizierung umgesetzt. „Der Alliierte Kontrollrat in Berlin erließ im Januar 1946 eine erste Entnazifizierungsdirektive und im Oktober 1946 wurden Richtlinien veröffentlicht, wie aktive Nationalsozialisten, Helfer und Nutznießer des NS-Regimes behandelt werden sollten.“<

Um einer Bestrafung zu entgehen, flüchteten zahlreiche NS-Kriegsverbrecher über sogenannte Rattenlinien nach Südamerika, oftmals nach Argentinien.

Remembrance Day at the Gay Monument in Amsterdam Schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel
Totengedenktag am Homomonument in Amsterdam © Foto: J. Koopmanschap

Gibt es eine allgemeine Anerkennung des Holocausts?

Nein. Gerade im aktuellen Erstarken nationaler Tendenzen in verschiedenen (europäischen) Ländern steigt auch die Zahl der Leugner des Holocausts. Auch Anhänger von zahlreichen radikal-islamischen Gruppierungen leugnen den Holocaust. Aktuell zeigt sich auch ein Trend zur Relativierung des Holocausts, häufig durch die politisch ‘Neue Rechte’. Einige Staaten tolerieren die Leugnung als Meinungsfreiheit, in Deutschland ist sie hingegen strafbar.

Interview Holocaust with Dr. Alexander Zinn

Schwulsein im Dritten Reich – Interview

Der deutsche Historiker und Soziologe Dr. Alexander Zinn beantwortete Sarahs Fragen über die Verfolgung von Schwulen im Dritten Reich und die historische Bedeutung dieser Opfergruppe als Teil des Holocausts in den Konzentrationslagern in Nazi-Deutschland und den besetzten Gebieten in Osteuropa.

Interview mit Dr. Alexander Zinn >

Wo kann ich als Reisender Monumente für schwule Opfer des Holocaust mit Rosa Winkel besuchen?

In Berlin wurde im Mai 2008 ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten eingeweiht. In Schöneberg befindet sich seit 1989 der Gedenkstein Rosa Winkel. Auf dem Platz vor der Westerkerk in Amsterdam befindet sich seit 1987 das Homomonument zum Gedenken der Opfer. Im Jahr 2013 wurde in Tel Aviv ein aus drei rosa Bänken geformtes Dreieck eingeweiht zur Erinnerung an sowohl jüdische als auch nichtjüdische LGBT-Opfer des Holocausts. Weitere Mahnmale befinden sich in Sydney oder Sitges (in Spanien).

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Sarah & Karl & Daan.

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