Wie doch die Zeit vergeht … 11 Jahre ist es bereits her, dass wir uns kennengelernt haben. Und das nicht irgendwo, sondern in einem der bekanntesten queeren Nachtklubs, die die Berliner Klubszene zu bieten hat. Heute können wir beide mit Überzeugung sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick war – schließlich haben wir uns inmitten tanzender Menschen, die die Partynächte Berlins so berühmt und berüchtigt zugleich gemacht haben, sofort „verknallt“. Gemeinsam haben wir uns nach über einem Jahrzehnt des Zusammenlebens spontan dazu entschlossen, den nächsten Schritt zu wagen und zu heiraten. In diesem Blogpost erzählen wir euch die Geschichte unserer schwulen Frühlingshochzeit in Amsterdam, mit persönlichen Details über uns, unseren Hochzeitsort, unsere fabelhaften Gäste und unsere gewählte Familie. Begleitet uns an diesem bedeutenden Tag auf unsere „LGBTQ+ Hochzeit des Couple of Men in Amsterdam“.
So hat unsere Reise vor 11 Jahren begonnen
Wenn du unser Buch „Couple of Men – Ein Männerpaar reist um die Welt“ gelesen hast, weißt du sicher bereits, wo und wie wir uns kennengelernt haben. Um es kurz zu machen: Wir haben uns vor elf Jahren im berühmt-berüchtigten Kit Kat Club in Berlin kennengelernt. Liebe auf den ersten Blick in einem Schwulenclub? Ja, das ist definitiv möglich. Es war an jenem Abend – oder besser gesagt in jeder Nach – Ende März, als das Schicksal (oder die Liebe) uns zusammen brachte. Zwischen all den bunten, fröhlichen und aufgeschlossenen Menschen auf der Tanzfläche entdeckten wir einander, beide nur in Sport-Shorts, Kniestrümpfen und mit einer Cappy bekleidet. Wir lächelten uns immer wieder an, tranken das eine oder andere Schlückchen aus unseren Bierflaschen und trauten uns irgendwie nicht, den ersten Schritt zu machen. Einer von Karls besten Freunden aus seiner Zeit in Berlin beobachtete dieses schüchterne (Vor-)Spiel.
Ohne weitere Umschweife packte er Karl am Arm, führte ihn durch die tanzende Menge hindurch und stellte ihn dem rothaarigen Mann mit dem flauschigen Bart vor, der zugleich unbekannt und doch so vertraut wirkte. Es funkte sofort. Ein paar Tanzschritte später unterhielten wir uns bereits angeregt über unser Leben und die Welt und zogen uns weiter in die Dunkelheit des queeren Clubs in der deutschen Hauptstadt zurück. Es sollte der Beginn von etwas Besonderem sein, und das spürten wir beide vom ersten Kuss an. Nur ein halbes Jahr später zogen wir in Daans Heimatstadt Amsterdam zusammen, kurz, nachdem Karl einen Job und eine Wohnung gefunden hatte – ohne überhaupt danach zu suchen! Es sollte so sein, davon sind wir fest überzeugt. Romantik kann ab und zu auch andere Gesichter haben. Insgesamt war es genau die Art von Geschichte, die uns und unsere Beziehung bis heute am besten beschreibt – anders, aber so vertraut. Seitdem besuchen wir Berlin jedes Jahr, wenn möglich, mit einer Nacht im Kit Kat Club, um unseren Jahrestag zu feiern.
Die Gründe, warum wir 11 Jahre später heiraten
Konventionell? Traditionell? Heteronormativ? Oder einfach überflüssig? Wir haben in Bezug auf das Konzept der Ehe eine ähnliche Meinung, glauben wir doch beide nicht an heteronormative soziale Konventionen oder das Versprechen auf ewige Liebe. Stattdessen empfinden wir Liebe und eine Beziehung eher als ein Versprechen, eine Verpflichtung einander gegenüber, wenn man so will, jeden Tag unser Bestes zu geben. Auf diese Weise können wir uns immer wieder aufs Neue füreinander entscheiden, Tag für Tag. Wenn wir von anderen gefragt wurden, ob wir jemals daran denken würden, miteinander zu heiraten, antwortete Daan immer:
„Ich halte nichts vom Heiraten. Aber wenn ich es jemals tun würde, dann mit Karl.“
Daans Standardantwort, auf die Frage, ob wir jemals heiraten werden.
In gewisser Weise bedeuteten diese Worte für Karl ein Ja, denn er wusste, dass für Daan seine Antwort von großer Bedeutung war. Wir haben die Ansichten des anderen stets respektiert. Schließlich wurden unsere Werte in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur durch Kindheitserfahrungen, sondern auch durch unsere Erwartungen an eine feste Beziehung geprägt. Mit einer gesunden Portion Respekt vor den Folgen unserer Entscheidungen sind wir uns unserer Verantwortung nicht nur für uns selbst, sondern auch füreinander nun bewusster denn ja.
Mit zunehmendem Alter und der Fähigkeit, die Menschen, die uns am meisten bedeuten, zu lieben, zu umsorgen und zu unterstützen, rücken wir einander näher, während sich auch unsere Einstellung gegenüber der Ehe allmählich änderte. Obwohl insbesondere Karl immer die romantische Vorstellung hatte, „seinen“ Daan eines Tages zu heiraten, entschieden wir uns elf Jahre später hauptsächlich aus praktischen Gründen für diesen Schritt. Schließlich müssen wir jetzt einen Kredit für unsere Eigentumswohnung abbezahlen, die Zukunft unserer Kinder und deren Müttern absichern und aus beruflichen Gründen gemeinsam um die Welt reisen. Die Sicherheit zu haben, dass im Notfall für alles gesorgt ist, fühlt sich für uns richtiger an denn je. Das gilt besonders für die Länder, in denen die „Ehe für alle“ – so nennen wir die gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland – rechtlich der Ehe zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts gleichgestellt ist. Und so haben wir uns letztes Jahr kurzerhand entschlossen zu heiraten – und das auf einer LGBTQ+ Hochzeit in Amsterdam zu feiern.
Endlich war es so weit: Unser großer Tag war gekommen
Zwei Monate Planung sollten an diesem einen Tag zusammenkommen, um etwas Besonderes, etwas Einzigartiges zu schaffen. Alle Gäste aus dem Ausland reisten bereits am Vortag sicher und wohlbehalten an. Eine kleine Gruppe der Gäste traf sich am Abend spontan zu einem Pizzaessen in unserer Lieblingspizzeria Boothuis am Slotermeer. Ein wunderbarer Abend, der uns bewusst machte, dass es nun kein Zurück mehr geben würde.
Nach einem Kurzfrühstück im Eco Resort, wo am Nachmittag und Abend auch unsere Hochzeitsfeier stattfinden sollte, standen wir aufgeregt in unserer kleinen Hütte am See und versuchten, uns zu konzentrieren. Zum einen, damit wir nichts und niemanden vergessen würden, zum anderen, damit wir rechtzeitig fertig waren, um zum Standesamt aufbrechen zu können. Alle, die an der Zeremonie teilnehmen sollten, standen bereits herausgeputzt und mit einem breiten Lächeln im Gesicht an der Hotelrezeption. Vor Aufregung zitternd, machten wir uns also auf den Weg.
Offizielle Trauung im Standesamt Amsterdam West
Alles verlief reibungslos und pünktlich, vom Parken unserer Autos bis hin zum Finden des richtigen Raums im kürzlich renovierten Stadtbüro am Bos en Lommerplein in Amsterdam West – „unserer Heimat“ im Amsterdamer Stadtviertel Landlust. Alle waren anwesend, bis auf zwei Gäste, Daans Bruder Joris und seine Frau Kaisu, die aufgrund von Verkehrsproblemen zu spät eintrafen und telefonisch nicht erreichbar waren. Aber wir hatten das Glück, eine unglaublich fröhliche, lustige und charmante Standesbeamtin für unsere Trauung im Standesamt am Bos en Lommerplein in Amsterdam West zu erwischen. In einem dunkelgrünen Hochzeitsgewand mit weißem Rüschenkragen nahm sich Josina den Burger die Zeit, uns die Aufregung zu nehmen, während sie kurz über ihr Leben erzählte, bis schließlich Joris und Kaisu eintrafen.
Alle hatten Platz genommen, und wir, supernervös, saßen in der Mitte direkt vor der Standesbeamtin, eingerahmt von unseren Trauzeug:innen und unseren Müttern, die vor Aufregung bereits Tränen in den Augen hatten. Wir durften 12 Personen zu der kleinen und kurzen Zeremonie mitbringen. Neben unseren Trauzeugen, unseren Eltern und Daans Bruder und dessen Frau luden wir unsere beiden Kinder, deren Mütter und zwei unserer besten Freunde zur offiziellen Trauung ein. Dann war es Zeit für Josina, die Zeremonie der Eheschließung zu vollziehen. Und sie machte ihre Sache bei unserer LGBTQ+ Hochzeit in Amsterdam hervorragend, sogar zweisprachig, auf Niederländisch und Deutsch.
Nach einer kurzen Einführung bat sie uns, aufzustehen, einander gegenüberzutreten und uns an den Händen zu halten, während sie den Trauungsakt vollzog. Wir brachen beide in Tränen aus, noch bevor die Zeremonie wirklich vorüber war. Unter Tränen konnten wir nur noch „Ich will“ sagen, bevor wir uns umarmten, küssten und weinten. So viel Liebe. So viel Zuneigung und Zärtlichkeit. Am Ende der Zeremonie legte die niederländische Standesbeamtin alle Dokumente, einschließlich des neuen Familienstammbuchs und der Urkunden, auf den Tisch vor uns, drapierte einen Blumenstrauß dazu, bevor sie sich hinter uns in Stellung brachte: „Und jetzt könnt ihr Fotos machen, während ich meine Arme hochhalte. Schön, und jetzt könnt ihr euch küssen.“
Gleichgeschlechtliche Ehe – Die Niederlande waren das erste Land weltweit
Wusstest du, dass die Niederlande einen besonderen Platz in den Herzen vieler LGBTQ+ Paare einnehmen, die gerne heiraten möchten? Die progressive Nation war am 1. April 2001 das erste Land weltweit, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte und damit den Weg für mehr Gleichberechtigung und Akzeptanz auf der ganzen Welt ebnete. Und obwohl sich die Zeiten auch in den Niederlanden ändern und für die queere Community schwieriger werden, bleibt unser gewähltes Heimatland ein Vorbild für Inklusion, mit einer lebendigen Schwulenszene und einer offenen Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren. Nur einer der Gründe, weshalb wir uns dazu entschieden haben, unsere LGBTQ+ Hochzeit in Amsterdam zu feiern.
Unsere LGBTQ+ Hochzeit in Amsterdam
Unser kleines Pre-Wedding Fotoshooting mit unserem lieben Freund, dem queeren Fotografen Leo, war einfach nur zauberhaft und die erste Hochzeitsgeschenk-Überraschung des Tages. „Mein Hochzeitsgeschenk für euch zwei ist ein ungeplantes Fotoshooting vor der Hochzeit. Ich hab euch so lieb.” Wir hatten ihn eigentlich „nur“ als Fotografen für den Empfang und die Feierlichkeiten zu unserer schwulen Hochzeit in Amsterdam engagiert. Dass unsere nervösen Vorbereitungen vor der Ankunft aller Gäste Teil unserer Fotoserie werden sollten, war, nun ja … etwas ganz Besonderes für uns.
Wir machten nicht nur Fotos in unserer Blockhütte, sondern auch auf dem Gelände des Resorts und am Teich, bevor wir uns auf den Weg zur LGBTQ+ Hochzeits-Location in Amsterdam West machten. Das Wetter war perfekt für einen Frühlingstag in den Niederlanden im März, mit Wolken, blauem Himmel und einer leichten Brise. Natürlich durften Fotos von unseren Trauzeuginnen, Claudia für Ehemann Karl und Isabelle für Ehemann Daan, ebenso wenig fehlen wie einige Aufnahmen mit unseren Best Men und der Familie.
Natürlich dürfen wir auch unsere Kinder und ihre Mütter nicht vergessen, die den ganzen Weg aus dem Osten Deutschlands nach Amsterdam gereist sind, um der Hochzeit beizuwohnen und das Ereignis durch ihre Anwesenheit noch besonderer zu machen. Wir wollen unsere Kinder noch immer vor der Öffentlichkeit/Presse schützen, aber für diesen besonderen Anlass gewähren wir hier auf unserem Blog einen kleinen Einblick.
Bei sonnigem Frühlingswetter schlenderten wir also über das Gelände des Eco-Resorts in den sogenannten “Gärten des Amsterdamer Westens”. Später gesellten sich unsere besten Freunde Paul und Clement (die ebenfalls gerade geheiratet haben) sowie Sven dazu, die etwas früher zu unserem Gay Wedding in Amsterdam gekommen waren. Gemeinsam sprachen wir über den Tag, wie glücklich wir waren, dass sie dabei waren, und über unsere Eheringe. Moment … Nein, es gab keine Ringe für uns. Stattdessen entschieden wir uns für Hochzeitstattoos. Das Design stand auch sehr schnell fest: Wir wollten etwas Besonderes, Einzigartiges, etwas, das nur uns repräsentiert. Kurzerhand entschieden wir uns für unser Blog-Logo, mit einem etwas angepassten Design für jeden von uns. Mehr Infos zu unserem ersten Tattoo gibt es demnächst!
Zu Beginn ein Begrüßungsgetränk und ein Gruppenfoto
Unser Hauptziel für diesen Tag, abgesehen von unserer Hochzeit, war es natürlich, Freunde und Familie von beiden Seiten zusammenzubringen, neue Freundschaften zu initiieren und das (vergangene) Leben des jeweils anderen ein wenig besser kennenzulernen. Aber eins nach dem anderen! Danilo mit seinem Mann Arnaud unterstützten uns bei der Begrüßung und beim Verteilen der Getränkemünzen. Sie sprachen Niederländisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Italienisch und sorgten dafür, dass sich wirklich jeder willkommen fühlte, indem sie auch gleich über den letzten Stand der Veranstaltung informierten. Auf diese Weise konnten wir uns darauf konzentrieren, alle mit herzlichen Umarmungen, einem Lächeln, ein paar fröhlichen Witzen und guter Laune willkommen zu heißen. Und natürlich darauf, die Karten, Blumen und Geschenke entgegenzunehmen (obwohl wir ausdrücklich darum gebeten hatten, keine zu bekommen). Doch wer freut sich nicht über ein Überraschungsgeschenk?
Nachdem alle Gäste mit einem Getränk versorgt waren, wurde es Zeit, das Eis zu brechen und die Anwesenden zu ermutigen, sich unter die Gäste zu mischen. Das Gruppenfoto im Außenbereich war genau die richtige Wahl, um dies zu erreichen. Leo, unser schwuler Hochzeitsfotograf aus Amsterdam, wusste genau, was er tun musste, um jeden Gast an der richtigen Stelle zu positionieren. Mit Witzen, lustigen Kommentaren und einem kleinen Ausreißer namens Benjamin begann sich die Atmosphäre weiter aufzulockern und jede:r wurde merklich entspannter. Es war der Beginn eines wunderbar herzlichen Hochzeitsfeier, gerade kurz vor Sonnenuntergang, mit der Abendsonne im Rücken.
Eiersuche! Wer findet die meisten goldenen Eier?
Wie bekommt man meine so schicke, muntere Meute bei so gutem Wetter wieder dazu nach drinnen zu gehen? Genau, mit der Aussicht, drinnen etwas zu gewinnen. Während der Hochzeitsvorbereitungen, Ostern stand vor der Tür, kam Daan auf die Idee goldene Ostereier in der Location zu verstecken. Die Reaktion auf unser Announcement, sich jetzt auf die Eiersuche zu begeben, war um ehrlich zu sein, unerwartet euphorisch. Einige unserer Gäste konnten es sichtlich kaum erwarten, alle Eier zu finden. Verständlich! Immerhin stand ein extra Cocktail auf dem Spiel!
Nach einer halben Stunde intensiver Suche, gab es nicht nur einen, sondern gleich zwei Gewinner bekannt zugeben. Kess and Dani konnten ihre Freude kaum zügeln. Doch auch Hesther hatte voller Stolz ein paar goldene Eier zu bieten. Das Eis war gebrochen und der Abend konnte beginnen!
Chosen Family: Unsere Hochzeitsgäste
Familie. So ein wichtiger und doch für jeden ein individueller Begriff für die wichtigsten Menschen in unserem Leben. Allen voran stehen natürlich unsere Partner:innen, unsere Kinder, gefolgt von den Eltern, Geschwister, den Großeltern, Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins und deren Kindern.
Doch für viele LGBTQ+ Personen zählt die gewählte Familie (auf Englisch: Choosen Family) zur wichtigsten Quelle der Liebe, Akzeptanz und Unterstützung, die zum einen in biologischen Familien leider nicht immer vorhanden ist. Zum anderen bietet es queeren Menschen neben biologischen Familienmitgliedern, emotionale und psychologische Sicherheit, insbesondere in Umgebungen, in denen LGBTQ+ Identitäten ausgegrenzt oder missverstanden werden. Diese Beziehungen beruhen auf gegenseitigem Respekt, Verständnis und gemeinsamen Erfahrungen und geben uns das Gefühl, so gesehen und wertgeschätzt zu werden, wie wir wirklich sind.
Ein Moment der Trauer um Karls kürzlich verstorbenen Vater
Bei all der Leichtigkeit und Freude gab es auch einen Moment der Ruhe, der Trauer. Wir haben darüber nicht offiziell gepostet, doch im Herbst vergangenen Jahres verstarb Karls Vater nach schwerer Krankheit an einem seltenen Tumor. Daher waren wir in den vergangenen Monaten auch weniger oft auf Reisen, da Karl viel in Deutschland war, um sich um seine Eltern zu kümmern und später, gemeinsam mit seinem Bruder, seine Mutter zu versorgen und den Nachlass zu regeln. Eigentlich hatten wir unsere Hochzeit ja bereits zu unserem 10. Jubiläum 2023 geplant, doch die Feier aufgrund der ausgebrochenen Krankheit verschoben. Wir alle hatten die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir, nach überstandener Erkrankung, Karls Vater gesund, fröhlich und stolz bei der Hochzeit erleben können. Leider sollte es nicht so sein. Eine Kerze, ein Foto und die lieben Worte meiner Mutter als erste Rednerin des Abends ließen Thomas in unseren Herzen an diesem Tag teilhaben.
Hochzeitsgäste aus 9 Nationen zu Gast in Amsterdam
Unsere Familie besteht aus einem bunten Mix aus zahlreichen Freund:innen unterschiedlichster Herkunft, unseren Kindern und deren Mütter sowie unseren biologischen Familien aus den Niederlanden und Deutschland. Insgesamt 76 Hochzeitsgäste kam für unseren besonderen Tag aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz, Italien, Finnland, Japan, Brasilien und den USA zu uns nach Amsterdam. Wir sind so glücklich und fühlen uns so privilegiert, darüber, dass wir diesen besonderen Tag mit fast all den wichtigsten Menschen auf dieser Welt verbringen durften. Es gab uns das Gefühl, nicht allein zu sein, am richtigen Ort zu sein, uns zu Hause fühlen zu können. Denn für uns als Männerpaar mit unterschiedlicher Staatsangehörigkeit zählt: Heimat ist da, wo das Herz ist.
Unsere beiden Kinder und ihre Mamas
Natürlich durften auch unsere Regenbogenfamilie bei diesem besonderen Anlass nicht fehlen. Aber wie schnell doch die Zeit vergeht. Schon bald feiern wir den 6. Geburtstag unseres ersten Kindes, während unser Zweites im Herbst bereits 5 Jahre alt wird. Regelmäßige Berichte, Bilder und Videotelefonate überbrücken die Distanz, die zwischen dem Osten Deutschlands und Amsterdam liegt. Dabei war es nicht das erste Mal, dass die Vier in Amsterdam zu Besuch waren. Wir sind so glücklich über diese beiden Goldklumpen, die unser Leben auf so eine fröhliche Art und Weise bereichern. Dran bleiben: Schon bald planen wir unsere erste gemeinsame Reise. Natürlich in einem Freizeitpark in Deutschland 😉
11 Hochzeitsreden – einmal anders
Jeder kennt sie, die persönlichen, emotionalen, aber oftmals viel zu langen Reden, die während einer Hochzeitsfeier gehalten werden. Karl hatte die Idee, es bei unserer eigenen LGBTQ+ Hochzeit in Amsterdam anders anzugehen, schließlich kannten sich jeweils nur die Hälfte aller Gäste und nicht alle konnten sich in der jeweils anderen Sprache verständigen oder ausdrücken. Also baten wir jeweils sechs Personen, die an verschiedenen Momenten in unseren Leben zu den wichtigsten Menschen gehörten, ein paar Worte zu sagen. Ob es nun ein Anekdötchen aus dem Sandkasten oder eine besondere Art und Weise der gemeinsamen Arbeit war, diese Momente machen uns als Personen aus, in die wir uns ja schließlich auch verliebt haben. Denkt man diesen Gedanken weiter, bemerken wir schnell, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns damals, vor 11 Jahren in Berlin kennengelernt haben. Zu realisieren, dass alle Entscheidungen, die wir bis dato auf unserem Lebensweg getroffen hatten, uns zusammen führen würden, um uns, ohne es zu ahnen, genau an diesem Tag, zu dieser Zeit, an diesem Ort in Berlin gegenüberzustehen, ist einfach nur mind-blowing!
Den Anfang machte Karls Mutter Kerstin. Die Liebe ihrer Worte verstanden alle Anwesenden über Sprachgrenzen hinweg. Sie setzte den Ton für den Abend, mit gemeinsamen Geschichten von Karl, uns beiden gemeinsam und natürlich über Karls Kinder und seinem verstorbenen Vater. Mit liebevollen Glückwünschen überreichte sie das Zepter an Daans Bruder Joris und Daans Mom Tineke. Ihre emotionalen Worte voller tränenreicher Momente und so viel Liebe ließen kaum ein Auge trocken bleiben. Tief Luftholen und weiter lautete die Devise. Es folgten Martin, Tobias, Sven und Claudia für Karl und Isabelle, Ildiko, Marte und Wouter für Daan. Jedes Wort, jedes Lachen, jeder geteilte Moment von uns brachte uns noch weiter zusammen – miteinander und mit den wertvollsten Menschen, die ja fast alle anwesend waren.
Köstliche vegane/vegetarische Küche
Auch beim Essen haben wir unser Bestes gegeben. Schließlich wollten wir alle mit italienischen Köstlichkeiten wie veganen Ravioli mit Kürbis, Parmigiana di Melanzane und aufgebackenem Rosenkohl und Kartoffelspalten verwöhnen. Daan als Vegetarier und ich als Gelegenheits-Fleischesser, entschieden uns für vegane Gerichte, die individuell auch vegetarisch mit Feta und Mozzarella “verfeinert” werden konnten. Wir hatten im Voraus beschlossen, auf eine feste Sitzordnung zu verzichten. So sollte jeder Gast die Möglichkeit haben, mit den Anwesenden zu sitzen, mit denen er sich am wohlsten fühlte oder die er nach den Reden gerne kennenlernen wollte.
Die Teller waren voll, die Gemüter sichtlich am Genießen, und wir einfach nur glücklich, dass die köstlich zubereiteten Speisen jedem Gast zu schmecken schien. Und dann gab es ja noch die Vorfreude auf den Überraschungs-Nachtisch …
Die beste Hochzeitstorte aller Zeiten!
Karls Bruder Stephan ist nicht nur ein leidenschaftlicher Hobbykoch, sondern noch eindrucksvoller – und vor allem sooooo lecker – sind seine Kreationen als Bäckermeister! Kurzerhand zauberte er in der kleinen Küche seiner kleinen Ferienunterkunft eine Traumtorte für uns (um ehrlich zu sein, wissen wir immer noch nicht, wie er das geschafft hat). Das Kuchenrezept basierte auf den Geburtstagskuchen, die Karls Mutter früher jedes Jahr für ihn und seinen Bruder gebacken hat. Es sprach sich schnell herum, wie sehr jeder Gast den Kuchen liebte. Die Schlange, um ein Stück des Hochzeitsglücks zu ergattern, war dementsprechend lang – und die Kuchenstücke wurden immer dünner, damit auch jeder ein Stück genießen konnte.
Natürlich hatte sich Stephan auch bei den Tortenfiguren nicht lumpen lassen. Nach langer Suche fand er auch ein männliches Paar für die rosa und lila Quark-Sahne-Torte – einen Mann mit dunklen Haaren für Karl und eine Figur mit einer Rotschopf-Frisur für Daan. Sie stehen jetzt bei uns zu Hause in einem Bücherregal, um an diesen besonderen Hochzeitsmoment zu erinnern. Hierbei auch nochmals vielen, vielen Dank für diese besonders gelungene Hochzeitsüberraschung, liebes Bruderherz, und dafür, dass du mit deiner Familie hier nach Amsterdam gekommen bist.
Und dann war es soweit: Partytime!!!
Als sich langsam die Teller der Gäste leerten und die letzten Krümel der köstlichen Hochzeitstorte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht verputzt waren, machte sich die ältere Generation sowie die müden Geister daran, sich von uns zu verabschieden. Noch letztes Selfie, eine Umarmung und unsere kleine Aufmerksamkeit eingepackt und schon verschwanden sie in der Nacht. Für die anderen Gäste begann nun die eigentliche Party. DJ Absoluut aka Evert Groot, ein enger Freund, mit dem Daan schon im Sandkasten (oder waren es die Gay Bars kurz nach seinem Coming-out) gespielt hat, Disco-Beats und 90er Jahre Musik zu spielen. Die Stimmung war grandios, mit der passenden Partybeleuchtung und den wichtigen niederländischen Snacks, vegane Bitterballen und Käsestengel, die in mehreren Runden ausgeteilt wurden. Und selbst Karls Mutter, die eigentlich nicht mehr so oft beim Tanzen erwischt wird, schwang über die Tanzfläche, mit einem Cocktail in der Hand. Und es muss wohl auch dann gewesen sein, als Karl sein Hochzeitshemd auszog und nur noch im Unterhemd mit Hosenträgern befreit und glücklich durch die glückliche Menge schwebte.
Möge die Zeit doch manchmal einfach stehen bleiben
Es war ein unvergesslicher Tag zusammen mit all den Menschen, die wir lieben und die uns am Herzen liegen. Als alle Gäste die Veranstaltung verlassen hatten und wir anfingen, unsere Kleidung, Geschenke und Hochzeitskarten einzusammeln, brach Karl in Tränen aus, als er ein letztes Mal durch den Veranstaltungsort wandelte. Aber er war nicht enttäuscht oder gar traurig. Seine Tränen waren Tränen der Erleichterung, der Liebe, der Freude und des Glücks. Wir tanzten noch eine Weile Arm in Arm und versuchten, den ereignisreichen Tag Revue passieren zu lassen und all die besonderen Momente so gut wie möglich in unseren Herzen zu behalten. Eine Frage können wir aber bis heute nicht beantworten: Warum war das alles so schnell vorbei?
Der nächste Tag war für uns dazu bestimmt, genau eines zu tun: nämlich NICHTS. Wir schliefen aus und frühstückten lange und ausgiebig im Hotel, zusammen mit Familienmitgliedern von beiden Seiten. Und irgendwie verspürten wir den Wunsch, am Nachmittag bzw. frühen Abend an den Strand zu fahren, um einen langen Spaziergang zu machen, die Meeresbrise und den Sand auf unserer Haut zu spüren und das aufregende Wochenende noch “nach zu genießen”. Beim Anblick des Sonnenuntergangs wussten wir, dass es die richtige Entscheidung war, unseren Herzen an den Strand zu folgen.
Der Himmel verwandelte sich in ein atemberaubendes Farbspektakel. Einfach traumhaft. Und so war auch unsere Hochzeit in Amsterdam.
Wie doch die Zeit vergeht … Es ist schon 11 Jahre her, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind
11 Jahre ist es nun schon her, dass wir uns das erste Mal gegenüberstanden. Heute können wir beide mit Überzeugung sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Die Jahre vergingen mit Höhen und Tiefen. Doch diese haben uns nur noch mehr zusammengeschweißt und davon überzeugt, gemeinsam den nächsten Schritt zu gehen, zu heiraten. Und der Tag hätte kaum besser verlaufen können. Das Wetter war herrlich frühlingshaft für Ende März, die Location perfekt vorbereitet und die Stimmung emotional, ehrlich und voller Liebe. Wir hätten uns keinen schöneren Hochzeitstag wünschen können.
Gefällt es dir? Teile und pinne es!
Wir möchten uns bei unseren Familien, unseren Freundinnen und Freunden für die unendliche Liebe, unangefochtene Unterstützung und die zahlreichen glücklichen Momente der Freude bedanken. Ihr seid uns die liebsten Menschen auf dieser Welt. Ohne euch wäre unsere gemeinsame Reise nur halb so schön. Mit euch wird jeder Tag zu einem unvergesslichen Abenteuer.
In unendlicher Liebe,
Karl & Daan.
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