Braungebrannten, verschwitzten Männern in kurzen Höschen beim Krafttraining am Strand von South Beach zuschauen: Check. Dabei ein Eis am Stiel in der heißen Sonne Floridas schlecken und über beide Ohren vor sich hingrinsen: Check. Wenn es dann doch zu heiß wird, einfach ins erfrischende Nass des Atlantischen Ozeans abtauchen: Check. Wie Robin Williams und Nathan Lane alias Armand und Albert im Kultfilm The Birdcage Händchen haltend über den berühmten Ocean Drive von Miami Beach schlendern und dabei die charmanten Gebäude des Art Deco Cultural District mit der Kamera festhalten: Check. Sich in die LGBTQ+ freundliche Atmosphäre der zweitgrößten Stadt Floridas verlieben und dabei mit lateinamerikanischen Klängen so richtig in Gaycation Stimmung kommen: unbezahlbar. Willkommen in unserem Couple of Men – Tagebuch über unsere Sommerreise im schwulenfreundlichen Miami und Miami Beach in Florida!
Miami – Paradies voller Gegensätze
Ein echter schwuler Sommertraum also, in dem wir uns da an der Ostküste der USA befanden. Und doch ist Miami eine Stadt voller Gegensätze: Die Mehrheit der Einwohner von Miami haben ihre Wurzeln in Lateinamerika, kaum verwunderlich ist daher, dass die Mehrheit Spanisch als Muttersprache spricht; während zahlreiche Prominente auf Luxusanwesen auf den der Stadt vorgelagerten Inseln residieren, gehört Miami gleichzeitig zu den ärmsten Städten in den USA.
Lässt man die Skyline von Miami Downtown hinter sich, erreicht man nach nur rund 30-40 Autominuten in westlicher Richtung die Everglades mit den artenreichen, teils nur mit einem propellergetriebenen Sumpfboot erschlossenen Sumpfgebieten. Und mittendrin in diesem Schmelztiegel der Kulturen verbringen wir, Karl und Daan alias Armand und Albert unseren verspäteten Sommerurlaub.
Natürlich residieren wir im einzigen Schwulenhotel von Miami Beach, dem selbst ernannten „freundlichen Gayhotel“ Gaythering, das ganz einfach von den Venetian Islands aus mit dem Auto, Bus oder sogar dem Rad zu erreichen ist. Kurz nach Sonnenuntergang checken wir in unserer schwulenfreundlichen Bleibe ein und bekommen gleich am ersten Abend die Gelegenheit, Kontakte mit der einheimischen LGBTQ+ Community zu knüpfen. Es ist Karaoke Night im Hotel Gaythering, natürlich mit passender Dragqueen Moderation – aus Deutschland.
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Mit Glitzer in unsere erste Nacht in Miami Beach
Die gebürtige Saarländerin Dragqueen CC Glitzer gehört seit ein paar Jahren zum Inventar des Hotels und heizt das bunt gemixte Publikum aus Locals und Hotelgästen auch am heutigen Abend gehörig ein. Ihr Mann Randolph sorgt hinter der Bar für die nötigen Drinks. Natürlich erkannten wir schon nach den ersten Sätzen den deutschen Akzent und freuten uns umso mehr, mit der deutschen Drag Ikone in der Pause ein paar Worte zu wechseln. Mit stolz berichtet CC Glitzer vom diesjährigen Pride in Miami, der nach einer Pause 2020 in diesem Jahr endlich wieder stattfinden konnte. „Ich hatte die Ehre, den Miami Pride auf der Hauptbühne zu moderieren. Das war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis, vor allem nach der Zwangspause im letzten Jahr“, erzählt uns ‘the hottest import from Germany’, wie es auf den Plakaten im Hotelaufzug geschrieben steht. „Ich fühle mich richtig wohl hier in Miami und bin glücklich ein Teil der queeren Community in Miami Beach geworden zu sein.“
Das können wir sehen und hören: Mit strahlenden Augen, mit ihrem charmanten Englisch, einem Witz nach dem anderen und einer großen Portion Glitzer bringt die Dragqueen die Bar zum Beben. Doch für uns ist heute Abend Schluss mit Entertainment. Nach einem kurzen aber entspannenden Besuch in der hoteleigenen Gay Sauna geht es ab in die Federn. Morgen steht schließlich eine ausgedehnte Radtour rund um Miami Beach auf dem Plan. Bei tropischen Temperaturen über 30 °C radeln wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück im Hotel aus in südlicher Richtung entlang der mit Palmen gesäumten Uferpromenade vorbei an Jachten und den berühmten grünen Leguanen, die überall am Wegesrand gemütlich in der Sonne liegen.
Cabrio? Zu Fuß? Oder mit Rad durch Miami?
Nur für eine kurze Strecke müssen wir uns mit den amerikanischen SUVs direkt die Straße teilen. Und doch, wir fühlen uns sicher auf dem Bike in Miami Beach, denn für die ortsansässigen AutofahrerInnen sind Fahrrad- und RollerfahrerInnen, aber auch Inlineskater Teil des täglichen Straßenbildes. Das erste Etappenziel ist der South Pointe Park Pier, eine Aussichtsplattform an der südlichsten Spitze von Miami Beach. Wow. Der Ausblick auf den Atlantischen Ozean, den langen, weißen Sandstrand auf der einen und die Biscayne Bay, samt Miami Skyline auf der anderen Seite der Bucht, ist einfach nur atemberaubend. Arm in Arm beobachten wir riesige Fischschwärme unter uns im kristallklaren Wasser des Atlantischen Ozeans und müssen aufpassen, uns beim kurzen Ausruhen auf einer der Bänke nicht den Hintern zu verbrennen, so heiß ist diese durch die Sonneneinstrahlung geworden.
Gay Miami Reiseführer
Schwulenfreundliche Hotels? Gay Bars? Queere Clubs? Oder doch lieber ein Tag am Nacktstrand im Norden von Miami Beach? In unserem Reiseführer haben wir die wichtigsten Informationen für deinen Urlaub in Miami und Miami Beach zusammengefasst.
Abkühlung am Gay Beach in South Beach
Weiter geht’s auf dem Rad durch den lang gestreckten gepflegten Park zwischen Strand und Straße in nördlicher Richtung. Geschafft. Daan kann es kaum erwarten, die Räder anzuschließen und mit seinen Badeschlappen in der einen und der Badetasche samt 50+ Sonnencreme in der anderen Hand zum Strand zu laufen. Das pinkfarbene Lifeguard Häuschen und die zahlreichen Regenbogenflaggen verraten es uns: Wir sind am richtigen Strand, dem Gay Beach zwischen der 11th und 12th Street angekommen, da, wo sich braun gebrannte Männer in Speedos in der Sonne aalen.
Doch für einen Moment ist das uns ziemlich egal. Wir wollen endlich ins türkisfarbene, kristallklare, 27 °C warme Wasser abtauchen. Überglücklich und ein wenig ungläubig liegen wir uns in den Armen. Kann dieser perfekte Moment wirklich echt sein? Während die Palmen im Wind wiegen und der blaue Himmel den besten Kontrast zu den weiß-bunten Art-Deco-Gebäuden im Hintergrund bietet, fallen jegliche Stressgedanken von uns ab. Im salzigen Wasser einfach treiben lassen, so lautet das Motto für die nächsten Stunden. Nun gut, ab und zu lassen wir den Blick über das interessant gemixte Publikum am Strand schweifen.
Zeitreise im Art Deco Cultural District in Miami Beach
Einige Sonnenstunden später wird es Zeit uns ein wenig die Beine zu vertreten. Händchen haltend schlendern wir in Badehosen und T-Shirts über den berühmten Ocean Drive von Miami Beach und begegnen dabei einigen schwulen oder queeren Pärchen, die es uns gleich tun und zufrieden zurücklächeln. Die Sonne steht noch immer hoch über uns am strahlend blauen Himmel und blinzelt durch die gepflegten Palmenanlagen der Strandpromenade. Immer wieder flitzen Inlineskater in knappen neonfarbenen Outfits an uns vorbei – und natürlich durch unsere Fotoaufnahmen. Ganz ohne Arbeit geht es dann doch nicht, denn die schönsten der zahlreichen Boutiquehotels sowie einige der kleinen und großen Restaurants, die hier im Art Deco Cultural District die Fußgängerzone säumen, müssen wir einfach in all ihrer Farbenpracht festhalten.
Ausflug ins Miami Nightlife
Zurück im Hotel, bereiten wir uns auf den Abend vor. Duschen, einander mit Aftersun Lotion eincremen und los. Wir sind zum Abendessen mit unserem Freund Dan im veganen Restaurant PLANTA verabredet. Der gebürtige Kolumbianer lebt schon seit vielen, vielen Jahren in Miami und setzt sich neben seiner Tätigkeit als LGBTQ+ Marketing Direktor für Miami auch ehrenamtlich für die Belange der queeren Community ein. So erfahren wir von dem seit 2011 jährlich stattfindenden Orgullo Festival, das hispanische und indigene Pride Festival in Miami, dessen Abschlussveranstaltung wir in einer Woche nicht verpassen sollten. Vorgemerkt.
Doch der Abend ist noch jung und so machen wir uns gemeinsam auf, eine weitere queere Institution in Miami Beach zu besuchen, Nathan’s Bar. Hier wartet eine Überraschung auf uns: Wir treffen das schwule Pärchen Chris und Gus, seit vielen Jahren treue Leser unseres Blogs. Die zwei Männer kommen ursprünglich aus Kuba und haben sich vor vielen Jahren dafür entschieden, nach Miami auszuwandern und von hier aus die Welt zu bereisen – was ihnen in Kuba verwert wurde. Mit jedem Getränk wird die Stimmung bei Nathan immer besser, die Musik immer lauter und immer mehr queere Tanzwütige beginnen auf der Tanzfläche zu singen und zu südamerikanischen Klängen die Hüften zu schwingen. Dann wird es auch für uns Zeit, sich unter die regenbogenbunte Meute zu mischen.
Kunst, Kultur, Pride & The Birdcage
Es folgen faule Strandtage am Gay Beach in der Stadt und natürlich auch am Haulover Nude Beach, dem einzigen, offiziellen schwulen Nacktstrand ganz im Norden von Miami Beach. An den etwas wolkigeren Tagen mischen wir etwas Kultur in unser Programm mit einem Besuch des Pérez Kunstmuseum PAMM für moderne und zeitgenössische Kunst internationaler Künstler und einem Nachmittag in den besonders raffiniert angelegten Gärten der Villa Vizcaya.
Für uns Abenteurer zählt natürlich auch ein Ausflug mit einem Sumpfboot in die Everglades mit Tigertail’s Airboat Tours zu den absoluten Höhepunkten unseres Sonnenurlaubs in Florida. Die Zeit vergeht immer dann wie im Flug, wenn es besonders schön ist. Natürlich gibt es in Miami noch viel mehr zu erleben, etwa die sich ständig verändernde Graffiti Landschaft im Stadtteil Wynwood. Doch das müssen wir auf unseren nächsten Besuch verschieben, denn eines steht fest: Wir wollen unbedingt wieder kommen und mehr von Florida entdecken.
An unserem letzten Abend wird es dann noch einmal besonders queer – und amerikanisch. Denn das Orgullo Festival lädt als Abschlussveranstaltung zum Improvisationskonzert von Patrick & the Swayzees mit anschließendem Autokino. Die Filmwahl des Abends, wie könnte es anders sein, fiel auf The Birdcage, der queere Miami Filmklassiker schlechthin. Mit Popcorn in der Hand sitzen wir in unserem (Leih-)Cabrio und erleben das ganze besonders amerikanische Gefühl vom Kino unter dem Sternenhimmel Florida mit der Extraportion Glitzer.
Gay USA Reiseführer
Unsere erste Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika führte uns über Atlanta nach Florida, wo wir einige herrlich spannende Tage in den Disney-Parks von Orlando und den Universal Studios verbrachten. Im selben Jahr erkundeten wir den südwestlichen Teil der USA, beginnend mit Kalifornien von San Francisco aus. Inzwischen haben wir weitere Staaten in den USA besucht, darunter Illinois, Oregon und Nevada, und planen, jedes Jahr mindestens einmal zurückzukehren.
Jetzt wird es Zeit, deinen Sommerurlaub im schwulenfreundlichen Miami zu planen
Wir hoffen, wir konnten dir Florida und Miami mit unserem Reisebericht schmackhaft machen. Für uns fühlte sich die Woche in der Sonne wie ein herrliches Sommerabenteuer an, das wir sehr, sehr gern baldmöglichst wiederholen möchten. Doch es gibt noch so viel mehr zu entdecken, in Miami, Florida, den USA und auf der ganzen weiten, regenbogenbunten Welt.
Karl & Daan.
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